Fassade und Haupteingang des Liefmannhauses

Ein Haus mit Geschichte – das Liefmann-Haus

Das Wohnhaus in der Goethestraße 33 war von 1894 bis 1941 im Besitz der Familie Liefmann. Die Geschwister Robert, Martha und Else Liefmann wurden im Dritten Reich wegen ihrer jüdischen Herkunft verfolgt. Heute dient es der Universität Freiburg als Gästehaus und bietet Wissenschaftler*innen aus aller Welt ein Zuhause auf Zeit.

Robert Liefmann, der unter anderem in Freiburg studiert hatte, kehrte 1904 als außerordentlicher Professor an die Universität Freiburg zurück und wurde hier 1914 zum ordentlichen Honorarprofessor für Nationalökonomie berufen.1 1933 wurde ihm die Lehrbefugnis entzogen und auch seine Schwester Else Liefmann, eine angesehene Kinderärztin und von 1919 bis 1921 Stadtverordnete, erhielt Berufsverbot.2 Aufgrund ihrer jüdischen Herkunft wurden die drei Geschwister, wenngleich protestantisch getauft, 1940 verhaftet und ins südfranzösische Internierungslager Gurs deportiert. Robert Liefmann verstarb im März 1941 während eines Erholungsurlaubes in Morlaas/Frankreich, der ihm krankheitsbedingt bewilligt worden war.3 Den Schwestern gelang die Ausreise bzw. die Flucht in die Schweiz.

Das Haus wurde nach der Deportation und Enteignung der Geschwister unter dem Regime der Nationalsozialisten an die Geheime Staatspolizei (Gestapo) vermietet. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nutzte die französische Militärpolizei das Gebäude, zwischen 1949 und 2000 war es Reviersitz der Freiburger Polizei.4 In den Folgejahren wurde das Haus grundlegend restauriert und das Anwesen um einen Neubau ergänzt. In beiden Gebäuden befinden sich heute Wohnungen für internationale Gäste und ihre Familien.5

An das Schicksal von Robert Liefmann und seinen Schwestern erinnert die Universität nicht nur mit der Benennung des Gästehauses. Robert Liefmanns Name findet sich auch auf der Gedenktafel im Erdgeschoss des Kollegiengebäudes I. Dort wird allen heute bekannten Mitgliedern der Universität gedacht, die Opfer des Nationalsozialismus wurden. Auf dem Gehweg vor dem heutigen Liefmann-Haus machen drei Stolpersteine auf die Geschichte der Geschwister aufmerksam.

  1. https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Liefmann
  2. https://de.wikipedia.org/wiki/Else_Liefmann
  3. https://www.stolpersteine-in-freiburg.de/stolpersteine/prof-dr-robert-liefmann/
  4. https://www.schule-bw.de/faecher-und-schularten/gesellschaftswissenschaftliche-und-philosophische-faecher/landeskunde-landesgeschichte/module/epochen/zeitgeschichte/ns/freiburg/s3.pdf
  5. https://www.housing.uni-freiburg.de/liefmannhaus/liefmannhaus-history